Ausstellung: Talentino

Zeit: 2005
Ort: Düsseldorf
Projektleitung: Paola Tedde
Cultura21-Beteiligung: Offener Kreis

Projektwebsite: www.talentino-look.de/de

Bilder – die einzige Sprache der Kinder
von Giulia Belardelli
Übersetzung aus dem Italienischen von Johannes Klingen-Protti

Nachdem die Ausstellung „Look!“ vom 30. März bis 8. Mai 2005 im Castello del Colle San Michele, Cagliari, und vom 4. bis zum 28. Mai 2005 in Rom, Villa Piccolomini, mit großem Erfolg stattgefunden hat, kehrt sie nach Deutschhland zurück. Der folgende Artikel wurde nach der Ausstellung in Rom veröffentlicht.

Der geheimnissvolle Code der Kreativität

Rom, 21. Mai 2005  – Vor allen geographischen Grenzen, unterschiedlichen Ethnien und Kulturen liegt eine ursprüngliche Sprache, ein primärer Code, der auf Fantasie, Impuls und Kreativität basiert und die Grundlage eines gemeinsamen Empfindens bildet, das alle Menschen verbindet – vom einen Ende der Welt bis zum anderen, vom Nord- zum Südpol, vom Orient zum Okzident.
Eine Sprache, die die Erwachsenen über ihren Geschäften und ihren Kriegen leider allzu oft zu vergessen drohen, die aber kraftvoll wiederkehrt, sobald die Kinder das Wort haben und allein mit einem Bleistift und einem weißen Blatt Papier erneut jenes unsichtbare Band sichtbar werden lassen, das uns trotz allem immer noch miteinander verbindet. Diesem geheimnisvollen Code widmet sich die internationale Ausstellung Look!, die in der Via Aurelia Antica im Centro Dionysia der Villa Piccolomini noch bis zum 28. Mai zu sehen ist; organisiert vom Verein „Talentino“ in Zusammenarbeit mit der UNICEF und dem CIAI (Italienisches Kinderhilfezentrum) und unter der Schirmherrschaft der Stadt Rom zeigt diese Schau eine Auswahl von etwa 200 Bildern aus der Hand von Vorschulkindern im Alter zwischen 15 Monaten und 7 Jahren, entstanden in 40 Ländern der Erde – vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in unsere Tage.

Bilder aus allen Kontinenten

„Wir zeigen Bilder aus allen fünf Kontinenten, aus Asien, aus Afrika, aus dem Mittleren Osten, aus Europa, Australien sowie Süd- und Nordamerika; bei uns fehlt jetzt fast niemand mehr“,

erläutert Paola Tedde, die Initiatorin des Projekts „Look!“, das nunmehr nach Erfolgen in Düsseldorf, Wien, Berlin und Cagliari hier zum fünften Mal auftritt.

„Es handelt sich um eine riesige Sammlung von etwa 20.000 Bildern, die der Kurator der Ausstellung, Norbert Carstens, während seiner zahlreichen Reisen weltweit gesammelt hat, wobei er auch großzügige Nachlassstiftungen und wertvolle künstlerische Erbstücke gewinnen konnte.“

Die Ausstellung

Die Ausstellung beginnt mit den Ursprüngen des grafischen Zeichens, um dann all den verschiedenen Stadien zu folgen, in denen sich die expressive Entwicklung des Kindes Schritt für Schritt vollzieht: von den freien Formen zu den Spiralen, von den rudimentären Weltfiguren zum Auftauchen jener seltsamen „Kopffüßler“, vom Phänomen der „doppelten Sonne“ zu Embryonaldarstellungen. Man entdeckt so, dass verknotete Stränge und strudelförmigen Spiralen allen Kindern des Planeten zu eigen sind, dass immer schon der Kreis vor dem Quadrat, das Quadrat aber vor dem Dreieck kam; dass der Sinn des Lebens aus einem kleinen, in sich zusammengekauerten Keim aufscheint und dass ein geheimes, eingeborenes Gesetz uns dazu bringt, in einem schier unfassbaren Wandlungsprozess den Menschen aus der Sonne herabsteigen zu lassen. Denn das, was die Fachleute „das Phänomen der doppelten Sonne“ nennen, meint etwa folgendes: Über einen bestimmten Zeitraum durchlaufen beinahe alle Kinder eine Phase, in denen sie zwei Sonnen nebeneinander malen, von denen die eine dann nach und nach, Bild für Bild, zu sinken beginnt, sich in einen Kopffüßler (oder – je nach Belieben – einen Spinnen-Menschen oder einen Antennen-Menschen) verwandelt, bis sie die Erde erreicht und immer deutlicher menschliche Züge annimmt.

Ein wahrlich erhellendes Bild, eine Hypothese über den Ursprung des Menschen, die vielleicht nicht unbedingt wissenschaftlich unanfechtbar ist, uns aber – unangesehen jeglichen religiösen oder kulturellen Horizonts – einen kleinen Einblick gibt in jene fantastischen Fülle, die uns die Kinder noch lehren könnten, wenn wir nur ein bisschen aufmerksamer auf das wären, was sie uns zu sagen haben.

Kontakt

Paola Tedde
Talentino
Verein zur Förderung der künstlerischen Ausdrucksfähigkeit e.V.
Kölner Straße 133
40227 Düsseldorf
Telefon +49-211-78 84 094
Mail: paola (at) talentino.org
www.talentino-look.de/de

Von Lena Felde

Lena is the Treasurer of Cultura21 Germany. She is studying Cultural Sciences (Mag. Art.) at Leuphana University Lüneburg, Germany.