Ausstellungsprojekt Joseph Brodsky: Das Schiff fuhr langsam durch die Nacht

Zeit: 2007
Ort: Köln
Projektleitung: Andrea Morein
Cultura21-Beteiligung: Kooperation

„Das Schiff fuhr langsam durch die Nacht, wie ein schlüssiger Gedanke durch das Unbewusste.“

Nach diesem Zitat aus dem Prosaband „Ufer der Verlorenen“ des Schriftstellers Joseph Brodsky hat die Kuratorin Andrea Morein ein Ausstellungsprojekt in Köln benannt, das am 12. Januar 2007 eröffnet wurde. Der Titel steht als Motto und Metapher für die Konstruktionsweise von Bildsprache und Sprachbildern. An dem Projekt nehmen Künstler aus dem NRW und der italienischen Adriaküste teil.

Der große Abwesende in diesem Projekt ist Joseph Brodsky (1940 – 1996), russischer Dichter und Nobelpreisträger. Brodskys Werk dient der Kuratorin Andrea Morein als Schlüssel und ästhetische Matrix, um zeitgenössische künstlerische Positionen aus dem NRW und der italienischen Adriaküste aufeinander treffen zu lassen.

Zum Projekt

Der Projekttitel ist ein Zitat aus dem Prosaband Ufer der Verlorenen, Brodskys Venedigbuch, und steht als Motto und Metapher für die Konstruktionsweise von Bildsprache und Sprachbildern. Die ausgestellten Arbeiten sind als Reflektion, als gedanklicher Bezugsrahmen zu Brodskys Werk zu verstehen, keinesfalls als Bebilderung seiner Texte. Sie vertreten sinnbildlich künstlerische Strategien, die Zeit- und Bedeutungsebenen in neue mediale Zusammenhänge setzen. Texte von Brodsky und anderen Autoren werden in der Lesereihe text+bild, die die Ausstellung begleiten wird, vorgestellt.

Brodskys Beschreibungen italienischer, beziehungsweise russischer Architektur, seine häufigen Verweise auf Kunstwerke, seine philosophischen, bildhaften Texte sind vom „Blick des Fremden“ geprägt. Dieser Blick ist auch charakteristisch für die präsentierten Arbeiten und stellt die Verbindung zwischen den Künstlern der Ausstellung her. Die gleichzeitige Nähe und Fremdheit ist der ästhetische und ethische „common ground“ dieses Gemeinschaftsprojektes.

Zur Ausstellung

Das Ausstellungsprojekt ist außerdem eine Fortsetzung der Zusammenarbeit Andrea Moreins mit dem Museolaboratorio in Città S. Angelo in den Abruzzen, die 2003 begann und 2005 in der Ausstellung In Finito mündete. Enzo de Leonibus, der das Museolaboratorio als Künstler und Kurator leitet, vertritt hier zusammen mit dem Fotokünstler Fabrizio Sacchetti eine zeitgenössische Kunstszene, die die Abruzzen in den letzten Jahren hervorgebracht hat und die momentan national und international Anerkennung findet (siehe Flash Art Magazine No. 257 Mai/Juni 2006, Beilage: I Love Abruzzo).

In der Auswahl der Arbeiten wurde den Medien Video, Fotografie, Digitaldruck, Screens und Soundscape Vorrang gegeben. Trotz der Vielfalt der Medien und Arbeitsweisen haben die sechs Künstler etwas gemeinsam: Sie arbeiten mit reduktiven, d.h. verdichtenden, sowie überlagernden Mitteln. In den Werken geht es oft um Räume, in denen Anwesenheit durch Abwesenheit suggeriert wird. Ob es sich um die Abwesenheit von menschlichen Figuren, implizierten historischen Ereignissen oder Orten handelt, um ein privates Narrativ oder um politische Zeitebenen, spielt hierbei keine entscheidende Rolle. Die Werke nähren sich vom Ausgesparten, von dem, was der Betrachter hinzufügen muss.

Kontakt
Galerie Rachel Haferkamp
www.rachelhaferkamp.de

Andrea Morein
Kuratorin, Köln
www.andreamorein.com

Von Lena Felde

Lena is the Treasurer of Cultura21 Germany. She is studying Cultural Sciences (Mag. Art.) at Leuphana University Lüneburg, Germany.